Diabetes und Stoffwechselerkrankungen


Diabetes mellitus (DM) oder Zuckerkrankheit ist die Bezeichnung für eine Gruppe von Stoffwechselkrankheiten und beschreibt deren ursprüngliches Hauptsymptom: Ausscheidung von Zucker im Urin.
Inzwischen ist es in der Fachsprache der Sammelbegriff für verschiedene Störungen des Stoffwechsels, bei denen es zu einer Überzuckerung des Blutes (Hyperglykämie) kommt.

Ursache ist entweder ein Insulinmangel, eine Insulinunempfindlichkeit (Insulinresistenz) oder beides. Je nach Ursache gibt es unterschiedliche Diabetestypen, die jedoch verbindende Gemeinsamkeiten aufweisen.

Diagnostik und Differenzialdiagnose

  • Risikotest (BMI-Wert)
  • Frühdiagnose
  • Blutzuckermessung
  • Kontrolluntersuchungen
  • Labor

Begleit- und Folgeerkrankungen
Der Gesundheitsbericht Diabetes 2007 gibt einen Überblick über die Häufigkeit des Auftretens von Begleit- und Folgekrankheiten bei 120.000 betreuten Typ-2-DiabetikerInnen:

  • 75,2 % Bluthochdruck
  • 11,9 % Diabetische Retinopathie
  • 10,6 % Neuropathie
  • 9,1 % Herzinfarkt
  • 7,4 % periphere Arterielle Verschlusskrankheit (pAVK)
  • 4,7 % Apoplex
  • 3,3 % Nephropathie (Niereninsuffizienz)
  • 1,7 % diabetisches Fußsyndrom
  • 0,8 % Amputation
  • 0,3 % Erblindung

Grundlage sind dauerhafte Veränderungen strukturbildender Eiweiße und negative Effekte von Reparaturvorgängen, z. B. der ungeordneten Bildung neuer Blutgefäße oder Unterdrückung der Neubildung von Ersatzblutgefäßen bei Beschädigungen.

  • Schädigung der kleinen Blutgefäße (Mikroangiopathie):
    Hierbei kommt es zu Durchblutungsstörungen der kleinen Blutgefäße, wodurch verschiedene Organe geschädigt werden können. Im einzelnen sind dies die Augen, speziell die Netzhaut (diabetische Netzhauterkrankung), die Nieren (diabetische Nephropathie) und die peripheren Nerven (Neuropathie).
  • Periphere Nervenschädigung (Neuritis diabetica, Polyneuropathie):
    Sie betrifft etwa die Hälfte der Diabetiker. Insbesondere lange und feine Nervenfasern werden zerstört. Dies führt zur Verminderung der Empfindung in körperfernen Partien, insbesondere den Füßen (Schmerz, Wärme, Berührung). Die diabetische Polyneuropathie kann sich nicht nur in einem Verlust der Sensibilität äussern, sondern auch in Missempfindungen (Schmerzen, Brennen, Allodynie). Besonders bei fortgeschrittener Erkrankung kommt es auch zu einem von den Füßen aufsteigenden Verlust der Muskelkraft, der sich typischerweise zunächst in einer Schwäche der Zehenhebung und -senkung äussert und später in einer Schwäche der Fußhebung und -senkung.
    Die diabetische Polyneuropathie ist die Hauptursache des Diabetischen Fußsyndroms. Sie ist für 50 - 75% der nicht traumatischen Fußamputationen verantwortlich.
    Neben der Erkrankung der sensiblen und motorischen Nervenendigungen können auch vegetative Nervenfasern betroffen sein, die beispielsweise die Gefäßweite steuern, die Herzfrequenz, die Blasen- und Mastdarmfunktion, die Sexualfunktionen.
  • Diabetisches Fußsyndrom:
    Hierunter versteht man einerseits schlecht heilende Wunden am Unterschenkel oder Fuß, andererseits Ermüdungsschäden von Knochen und Gelenken am Fuß (Charcotfuß). Schlecht heilende Wunden entstehen insbesondere durch fehlende Reaktion der Betroffenen auf eine anfängliche Verletzung, da die Polyneuropathie einen angemessenen Schmerz verhindert. Das Risiko ist bei gleichzeitiger Durchblutungsstörung besonders hoch. Vorbeugende Fußpflege ist sehr wichtig und kann Schäden verhindern helfen.
  • Schädigung der Netzhaut (Retinopathie):
    Hierbei kommt es zu Durchblutungsstörungen der kleinen Gefäße, die vom hinteren Augenpol ausgehen. Gefäßneubildungen befolgen hier nicht die ursprüngliche Architektur und sind ungünstig.
  • Nierenschädigung (Nephropathie):
    Das Spektrum reicht von leichter Eiweißausscheidung bis zum Nierenversagen mit Dialyseabhängigkeit. Das Risiko einer Nephropathie steigt deutlich mit Zunahme des Blutdrucks. Die Nephropathie kann ihrerseits hohen Blutdruck (arterielle Hypertonie) verstärken.
  • Fettleber und Fettleberhepatitis: Durch die Beeinträchtigung des Fettstoffwechsels kommt es zu einem verstärkten Abbau der köpereigenen Fettbestände (einer verstärkten Lipolyse) und Neubildung der Triglyceriden (Verbindung eines Alkohols mit Fettsäuren, 95 % des menschlichen Körperfetts besteht daraus) in den Leberzellen. Dies führt zu einer Verfettung der Leber. Die Fettleber gilt als überwiegend unschädlicher Ultraschallnebenbefund.
  • Schädigung der großen Blutgefäße (Makroangiopathie):
    Hierbei kommt es durch die Bildung von Ablagerungen und Verkalkungen (Mönckeberg-Sklerose) in den Gefäßwänden der großen Blutgefäße zu Durchblutungsstörungen und Gefäßwandversteifung. Diese Krankheit führt gehäuft zu Herzinfarkt, Schlaganfall und Durchblutungsstörungen der Beine (schmerzhafte Einschränkung der Gehstrecke, Schaufensterkrankheit). Bei gleichzeitiger Polyneuropathie können Schmerzen trotz kritischer Durchblutung ausbleiben.
  • Mund- und Zahnfleischprobleme:
    Diabetiker haben ein bis zu 3,5-fach höheres Risiko, an Parodontitis zu erkranken als Gesunde. Eine Vorstufe ist die Gingivitis, die bei Diabetikern auch häufiger auftritt, genauso wie Zahnfleischabszesse, Mundwinkelrhagaden und Wundheilungsstörungen nach Zahnbehandlungen. Die Ursache für diese Probleme liegt in der anderen Stoffwechsellage und in Durchblutungsstörungen im Zahnfleisch.